Die Türglocke klingelt und eine Kundin betritt unseren Laden. Sie schaut sich interessiert um bis ihr Blick an dem grünen Holzschild mit der Aufschrift „haare“ hängen bleibt. Das Schild steht auf zwei Regalen, die prall gefüllt sind mit festen, pastellfarbenen Haarpflegeprodukten in diversen Gläsern, Flecht- oder Holzkörbchen. Ich sehe den leicht überforderten Gesichtsausdruck der Kundin und frage, ob ich ihr helfen kann. Sie nimmt dankend an und erzählt mir, dass sie gerne eine Haarseife ausprobieren möchte. „Soll es wirklich eine Haarseife sein oder vielleicht doch ein festes Shampoo?“ hake ich nach. „Ach, gibt es da einen Unterschied?“
Ein uraltes Handwerk
Seit dem 7. Jahrhundert stellen Seifensieder Seife her, indem sie Öl und Lauge miteinander verkochen. Je nachdem, welche Basisöle sie auswählen, erhält die Seife unterschiedliche Pflegeeigenschaften. Ein Teil des Öls wird beim Verseifungsprozess in seinem ursprünglichen Zustand belassen, also nicht verseift. Dieser Anteil liegt je nach Seife und ihrer Funktion zwischen 3% und 20%. Je höher der Überfettungsgrad, desto pflegender ist die Seife. Hand-, Körper- und Gesichtsseifen werden höher überfettet als Haarseifen, um die Haut vor dem Austrocknen zu bewahren. Haare hingegen sollen ja sogar von Fett befreit werden.
Minimalisten freut´s
Seifenfreunde schätzen die Einfachheit der Seife. Ein reines Naturprodukt, wenige Inhaltsstoffe, eine bewährte Form der Körper- und Haarwäsche und schon seit Jahrhunderten in Anwendung.
Aber Achtung bei kalkhaltigem Wasser! Ist das Wasser zu hart, gehen Lauge und Kalk eine Verbindung ein, die sog. "Kalkseife", was Rückstände in den Haaren zur Folge hat und sie strähnig wirken lassen kann. Die Lösung für dieses Problem ist die sogenannte saure Rinse. Sie besteht aus Leitungswasser und einem Spritzer Zitronensaft oder Essig. Gibt man diese Mischung nach der Haarwäsche über den Kopf, lösen sich die Rückstände und die Schuppenschicht der Haare schließt sich. Das Haar wird glänzend und geschmeidig. Auch neutralisiert die Rinse den pH-Wert von Kopfhaut und Haar. Seife hat immer einen basischen pH-Wert von 8 oder höher. Der Wert von Haut und Haaren liegt jedoch im sauren Bereich zwischen 4,5 und 5,5.
Oder doch lieber Shampoo?
Feste Shampoos unterscheiden sich in Aussehen und Anwendung kaum von Haarseifen. Beides sind feste Waschstücke, die sich in Farbe, Größe und Konsistenz ähneln und direkt auf dem nassen Haar aufgeschäumt werden.
Feste Shampoos werden jedoch nicht gesiedet, sondern die Inhaltsstoffe lediglich miteinander vermischt und in Form gepresst. Für das Schäumen sind die gleichen Waschtenside verantwortlich, die auch in flüssigen (Naturkosmetik)-Shampoos vorkommen. Öle verleihen dem Shampoostück pflegende Eigenschaften, während Duftstoffe für das Wohlfühlerlebnis sorgen. Es handelt sich gewissermaßen um ein normales Shampoo, bei dem bei der Herstellung auf die Zugabe von Wasser verzichtet wird. Das macht das feste Gegenstück sehr ergiebig, besteht eine herkömmliche Flasche Shampoo doch zu 80% aus Wasser.
Im Gegensatz zur Haarseife ist es nach der Haarwäsche mit einem festen Shampoo nicht nötig eine saure Rinse zu machen, da Shampoo naturgemäß keine Kalkseife im Haar hinterlässt und einen pH-Wert im sauren Bereich hat, der dem von Haut und Haar nah kommt.
Finde das richtige Produkt
Sowohl Haarseife als auch festes Shampoo haben Vor- und Nachteile. In Regionen mit hartem Wasser ist das Shampoo die bequemere Wahl, wer jedoch Wert auf möglichst puristische Pflege legt, ist mit Seife besser bedient. Letzten Endes entscheiden hier individuell Geschmack, Haarbedürfnisse und Handhabung. Sauber und gepflegt werden die Haare bei beiden Varianten.
Vielen Dank
Vielen Dank für diesen informativen Blogbeitrag - endlich habe ich den Unterschied zwischen Festem Shampoo und Haarseife begriffen. Dann gehöre ich defnitiv zum Team: Festes Shampoo. Grüße, Fritzi